Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
für ein „perfektes Weihnachtsfest“ geben uns die Lifestyle-Magazine allerlei Ratschläge. Dabei wäre es schon toll, Weihnachten einmal wieder ohne Kriegsnachrichten und Zukunftsängste zu erleben. War doch auch dieses Jahr gezeichnet von Krieg, Gewalt und Flucht, vielleicht noch mehr als das vorhergehende. Energiekrise und Inflation sorgen für Verunsicherung. Da liegen bei manchen die Nerven blank, ganz ohne Weihnachtsstress. Der harmonische, ja perfekte Heiligabend, bleibt er ein unerfüllbarer Wunsch?
Aber genau betrachtet passt vielleicht eine bescheidene, improvisierte Feier sowieso besser zur Geburt Jesu als die große Party. Maria und Josef im Stall, das Kind in einer Futterkrippe – verstörender und ärmlicher geht es doch kaum. Gott kommt nicht stark und mächtig zu den Menschen, sondern als schutzloses Kind. Zukunftssorgen und Brüche im Leben, sie gehören zur Krippe wie Ochs und Esel.
Eine ältere Ebermannstädterin hat mir vor kurzem berichtet, wieviel Gutes ihr in diesem Jahr begegnet ist. Es fällt Licht auch in Düsternis, durch Worte und Gesten, Verständnis für andere, Offenheit gegenüber Fremden. Sie erzählte mir auch, wie oft sie sich in ihrem Leben beklagt hat. Heute folgt sie einer anderen Regel: Ihren Mitmenschen ganz viel Freundliches sagen. Jetzt. Einfach so. Und nicht warten auf den perfekten Moment, der vielleicht niemals kommt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen kein perfektes, sondern, nach altem Brauch, ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und viel Glück im neuen Jahr.
Ihre Bürgermeisterin
Christiane Meyer
